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Sie können keine Prostituierte sein, wenn Geschlechtsverkehr für Sie eine Bedeutung hat

je weiter weg man aus Europa geht, desto gewalttätiger wird es. Da muss man nur auf die Philippinen schauen, dort ist das Zentrum der Kinderprostitution. je weiter weg man aus Europa geht, desto gewalttätiger wird es. Da muss man nur auf die Philippinen schauen, dort ist das Zentrum der Kinderprostitution.

Ein Freier beschrieb wie sich das Bestehen der Männer auf unpersönlichen Sex in der Prostitution auf die selbstbestimmte Sexualität der Frauen auswirkt.
„Eine Prostituierte [...] hat gelernt, Sex ohne allzu viel Bedeutung zu haben, wohingegen Geschlechtsverkehr für Frauen, die keine Prostituierten sind, viel Bedeutung hat. Sie können keine Prostituierte sein, wenn Ge- schlechtsverkehr für Sie eine Bedeutung hat.“

„Die Frauen, die es schon 20 Jahre machen sind sehr Oberflächlich und in ihrem Kopf ist nicht mehr viel da. Sie sind ja nur ein Spielzeug für alte Männer... Sie sind abgestumpft, sie sind traurig, haben den Lebensmut verloren. Ich denke, dass sie sind Depressiv sind, sind halb-kaputt.“

Sexkäufer sind sich dessen bewusst, dass Frauen aufgrund von wirtschaftlichen Zwängen prostituiert werden (Anderson & O'Connell Davidson 2003; Durschlag & Goswami, 2008; Farley et al., 2009). Einige der von uns befragten deutschen Sexkäufer beschrieben den überwältigenden Stress durch Armut unter den prostituierten Frauen:

„Ich glaube, dass der Großteil der Prostitution aus Zwang heraus passiert, zum Beispiel aus finanzieller Not. Jeder Freier, der zu einer Prostituierten geht, nutzt eine finanzielle Notlage aus. Und je weiter weg man aus Europa geht, desto gewalttätiger wird es. Da muss man nur auf die Philippinen schauen, dort ist das Zentrum der Kinderprostitution. An Armutsprostitution ist grund- sätzlich etwas auszusetzen. In Deutschland machen ca. 10 Prozent das freiwillig, das andere ist Armutsprostitution oder aber Zwangsprostitution. Armutsprostitution ist auch nicht freiwillig.“

Viele der von uns befragten Männer waren sich der wirtschaftlichen Zwänge und der fehlenden Alternativen beim Einstieg von Frauen in die Prostitution durchaus bewusst - das hielt sie jedoch nicht davon ab, Frauen zu kaufen oder zu mieten. Mehrere kambodschanische Männer erwähnten den niedrigen sozialen Status und die wirtschaftliche Not der Frauen als einen Faktor, der sie in das Sexgewerbe treibt:

„Prostitution hängt mit dem niedrigen Status von Frauen in der Gesellschaft zusammen, und sie hängt auch mit dem Verhältnis zwischen Arm und Reich in der Gesellschaft zusammen. Solange die Kluft zwischen Arm und Reich noch besteht, solange Frauen und Männer noch einen ungleichen sozialen Status haben, denke ich, dass diese Art von Geschäft [Prostitution] in der Gesellschaft vorkommen wird und nicht beseitigt werden kann.“

Ein deutscher Freier hatte einen „Äthiopien-Sexurlaub gemacht. Dort war es sehr preiswert und die Frauen waren willig. Ein hoher Prozentsatz – 90% der weiblichen Bevölkerung sind Prostituierte. Es war ein sehr armes Land.“ Ein anderer Freier erklärte: „In Ostafrika (Tansania, Kenia), da ist das Motiv für Prostitution, die Kinder zur Schule schicken und sie ernähren zu können. In Ostafrika gibt es keine anderen Möglichkeiten, Geld zu verdienen.“ Dieser Mann hat nicht verstanden, welche Auswirkungen die Kombination von Weiblichkeit und Armut hat. In Sambia zum Beispiel, einem weiteren durch die Kolonialisierung zerrütteten Land, verkaufen Männer, die arm sind, Bleistifte und putzen Autoscheiben, während sich Frauen, die arm sind, prostituieren.

In Deutschland, wie auch anderswo, wird das Geld des Sexkäufers dazu benutzt, um das Leid der Frau, die er kauft, unsichtbar zu machen – zumindest in seiner eigenen Vorstellung. So erklärte ein empathiefreier Freier, dass Prostitution „einen kompletten Zusammenbruch verursacht -das sieht man. Aber immerhin sind 30 Euro in Rumänien eine Menge Geld“.

Als wir die Sexkäufer darum baten, einzuschätzen, wie negativ oder positiv sich Prostitution auf die Frau selbst und auf die Gesellschaft auswirkt, wichen die Befragten aus und meinten, dass die Prostitution vielleicht gar nicht so schlimm sei und die Auswirkungen auf die Gesellschaft auch nicht so schlimm seien. In Tabelle 14 ist der Prozentsatz der Männer aus fünf Ländern aufgeführt, die die positiven und negativen Folgen von Prostitution einschätzen. Im Durchschnitt gaben 30% der Männer aus fünf Ländern an, dass Prostitution negative oder äußerst negative Auswirkungen auf die prostituierte Frau hat, und 23% meinten, dass Prostitution negative oder äußerst negative Auswirkungen auf die Gesellschaft hat. Bemerkenswert ist, dass die deutschen Sexkäufer die negativen Auswirkungen von Prostitution auf die Gesellschaft als minimal einstuften: nur 5% gaben an, dass Prostitution negative Auswirkungen auf die Gesellschaft habe. Dies ist möglicherweise eine Folge der Normalisierung der Prostitution in Deutschland, die zu gesellschaftlicher Verwirrung und politischer Verleugnung bezüglich der negativen Folgen von Prostitution sowohl für die Frauen in der Prostitution als auch für die Gesellschaft führt.

"Es wird sicher welche geben, die sich diesen Beruf ausgesucht haben. Es gibt aber auch welche, die dazu gezwungen wurden, und möglicherweise kannst du nicht unterscheiden, ob es sich um das eine oder das andere handelt...“

Ein US-Sexkäufer berichtete:
"Ich glaube, am meisten schäme ich mich dafür, dass ich in asiatischen Massagesalons gewesen bin. Und es mag naiv klingen, aber was ich nach ein paar Besuchen in diesen Läden herausfand, ist, dass viele dieser Frauen Opfer von Menschenhandel sind. Sie werden unter dem Vorwand, einen guten Job zu bekommen, in das Land importiert... Und selbst nachdem sie ihre Schulden abgearbeitet haben, kehren sie oft einfach in die Sexindustrie zurück, weil es ihnen an Ausbil- dung mangelt, weil sie keine nachweisbare Berufserfahrung haben, weil sie kein gutes Englisch sprechen und Sexarbeit das einzige ist, was sie kennen, und so wird es in gewisser Weise zum leicht verdienten Geld. Das Ding ist, dass sie keine roboterhaften Sklavinnen mit glasigen Au- gen sind, die vor ihrem Peiniger schluchzen, wie man es in Filmen über diese Sachen sieht.
INTERVIEWERIN:
Aber es ist nicht einvernehmlich. Es ist Nötigung. Es ist Sexsklaverei.
SEXKÄUFER:
Und ich hatte große Gewissensbisse, als ich das erfuhr. Und dann habe ich es wieder getan (Crane, 2012).

Obwohl die für diese Studie befragten Männer viele schädliche Folgen der Prostitution beschrieben, flüchteten sie sich auf genauere Nachfrage hin oft in Verleugnung und Verharmlosung. Die allgegenwärtige Gewalt in der Prostitution wird absichtlich vor den Freiern, der Öffentlichkeit und den Gesetzgebern verborgen. Dies ermöglicht es den Sexkäufern, ihre rücksichtslose Entscheidung, ein menschliches Wesen zu sexuellen Zwecken zu kaufen, zu rationalisieren. Zuhälter vereinfachen diese Verleugnung menschlicher Grausam- keit. So hat beispielsweise ein Zuhälter, der sich selbst als „Vergnügungsführer“ bezeichnete, den Handel mit Frauen in deutschen Bordellen in „aggressiven Mädchenimport“ umgetauft.

Die Rotlichtviertel in München und Berlin, die jeden Monat frische Mädchen aus der Tsche- chischen Republik, Polen und der Slowakei importieren, sind international vor allem berühmt, weil sie den Ruf haben, aggressiven Mädchenimport aus den Nachbarländern zu betreiben. Es ist allgemeines Insiderwissen, dass es in Berlin mehr polnische arbeitende Mädchen gibt als in Warschau! (Germanredlightdistrict.com)

Die falschen Vorstellungen der Öffentlichkeit über Prostitution beruhen auf den Vertuschungsmanövern von Sexkäufern und Zuhältern, die darauf abzielen, die Risiken der Gewalt gegen Frauen in der Prostitu- tion zu verschleiern. Ebenso wie ein öffentliches Bewusstsein für die Risiken des Tabakkonsums ist auch ein öffentliches Bewusstsein für die schädlichen Folgen der Prostitution kein profitables Geschäftsmodell. Stattdessen geben die Sexkäufer dem Opfer die Schuld für die Folgen, die es erleidet, und betrachten Frauen in der Prostitution als von Natur aus anders als andere Frauen und als moralisch minderwertig. Sexkäufer rechtfertigen die Prostitution, indem sie uns erzählen, die Frau würde reich oder verrichte lediglich einen unangenehmen, aber notwendigen Job wie etwa Fabrikarbeit. Sexkäufer und Befürworter des Sexhandels räumen vielleicht einen Bruchteil des Risikos von Gewalt und Ausbeutung in der Prostitution ein, aber die schädlichen Folgen werden heruntergespielt und der Missbrauch wird gerechtfertigt, weil die Frauen angeblich viel Geld verdienen. Sobald Geld geflossen ist, sind die schädlichen Folgen der Prostitution wie von Zauberhand verschwunden. Im Gegensatz zu anderen Formen von Gewalt gegen Frauen, wie z. B. Inzest, Vergewaltigung oder häuslicher Gewalt, wird für Prostitution bezahlt. Nach Ansicht des Käufers, entbindet ihn seine Bezahlung von der Verpflichtung, die Person, die er kauft, wie einen Menschen zu behandeln. Ein kanadischer Prostitutionstourist sagte über Frauen in der thailändischen Prostitution: „Diese Mädchen müssen essen, oder etwa nicht? Ich lege ihnen Brot auf den Teller. Ich leiste einen Beitrag. Sie würden verhungern, wenn sie nicht huren würden“ (Moore 1991, Bishop & Robinson, 1997).

Missbrauch wird gerechtfertigt, weil die Frauen angeblich viel Geld verdienen

Ein im Rahmen dieser Studie befragter Sexkäufer beschrieb die Vergewaltigungen einer Frau durch ihren Zuhälter. Aber, so sagte er, die Vergewaltigungen geschahen nur „... hin und wieder, nicht jede Woche“ (Farley, Schuckman et al., 2011).

Frauen haben ihre Prostitution als freiwillige Sklaverei, bezahlte Vergewaltigung oder als Wahl, die keine Wahl ist, beschrieben.

Ein von uns befragter Freier stellte dieselben widersprüchlichen Realitäten fest: „Die Prostituierte muss es tun, aber sie tut es freiwillig“. Im Gegensatz dazu sagte ein etwas nachdenklicherer Freier, der verstand, dass das Zahlen von Geld das Druckmittel für die Prostitution war, „das Geld schließt die Freiwilligkeit aus.“

das Geld schließt die Freiwilligkeit aus.

Ein deutscher Freier sagte im Interview, dass er, wenn er mit der grausamen Realität der Prosti- tution nicht umgehen kann: „einfach nicht darüber nachdenkt“. Ein anderer sagte: „Warum sollte ich mich schlecht fühlen wegen etwas, das ich nicht ändern kann? Ich bin nicht dafür verantwortlich, dass sie dort [in einem Bordell] gelandet ist“. Männer ignorieren geflissentlich die offensichtliche Tatsache, dass die Frau, für die sie bezahlen, keinen Sex mit ihnen haben will: „Es könnte sein, dass ich Sex gehabt habe mit einer Frau, die das nicht freiwillig tat, aber ich weiß das nicht sicher, weil ich es nicht gefragt habe.“ Sexkäufer nutzen diese schlampige und eigennützige Logik, um sich der emotionalen oder ethischen Verantwortung zu entziehen, und betrachten sich stattdessen als einfach nur zugegen, oder als Opfer der Gegebenheiten, indem sie der Frau in der Prostitution die Schuld für das ihr angetane Leid geben.

„Für die ist es Arbeit, normale Arbeit. Sie wollen mehr Geld als andere Frauen.“

Sind deutsche (und andere) Sexkäufer rassistisch in Bezug auf ihre Wahl, welche Frauen sie in der Prostitution benutzen?

Männer wählen Frauen in der Prostitution häufig gezielt auf der Grundlage von rassischen Stereotypen aus. Die ethnische Herkunft als solche wird in der Prostitution erotisiert. Ein Mann sagte: „Ich hatte eine gedankliche Checkliste in Bezug auf Rasse; ich habe sie in den letzten fünf Jahren alle ausprobiert, aber es stellte sich heraus, dass sie alle gleich waren.“ Ein anderer Mann suchte die größtmögliche „Vielfalt“, die er in der Prostitution kaufen konnte: „Osteuropäisch; orientalisch; afrikanisch; europäisch.“ Europäische Untersuchungen zeigten, dass „in den Erzählungen der Kunden die jungen, schönen und exotischen Prostitu- ierten oft als fetischartige Objekte beschrieben und auch wie solche gesammelt wurden“ (Marttila, 2008, S. 43). „Ich sammle Nationalitäten“, erklärte ein Sexkäufer (Ondrasek et al 2018 ). Ein Interviewpartner erklärte, dass er chinesische Frauen in der Prostitution benutzt, um eine Fantasie zu erfüllen, die er in Bezug auf sie hat. „Mit den orientalischen Mädchen kann man viel mehr machen, zum Beispiel einen Blowjob ohne Kondom, und man kann in ihrem Mund abspritzen.... Für mich sind sie schmutzig.“ Die Ethnosexualisierung „anderer“ Frauen kann als Rechtfertigung für die Objektifizierung und Ausbeutung von Frauen einer anderen Her- kunft dienen. Gleichermaßen wurde die Entsexualisierung „unserer eigenen“ Frauen von einigen Männern als Erklärung für die Inanspruchnahme bezahlter sexueller Dienstleistungen benutzt, da diese Männer ihre Ehefrauen oder Freundinnen nicht zu Handlungen auffordern wollten, die sie für abartig oder pervers hiel- ten (Marttila, 2008, S. 44).

Wir befragten Sexkäufer in Deutschland, den USA, dem Vereinigten Königreich und Kambodscha dazu, ob sie eine Frau in der Prostitution aufgrund ihrer Ethnie/ethnischen Herkunft/Nationalität auswäh- len. 54 % der Sexkäufer in diesen vier Ländern erklärten den Interviewern, dass sie eine Frau aufgrund ihrer Ethnie, ethnischen Herkunft oder Nationalität auswählen. Von den 96 deutschen Freiern, die wir befragten, gaben 57 % an, dass sie eine prostituierte Frau aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit/Nationalität aus- gewählt haben. Die deutschen Freier wählten Frauen häufiger aufgrund ihrer ethnischen Herkunft aus als Sexkäufer in den USA (49%) oder England (52%), aber seltener als kambodschanische Sexkäufer (60%).

Wir baten die deutschen Sexkäufer, die ethnische Zugehörigkeit/race der von ihnen ausgewählten Frauen anzugeben. In Deutschland gaben die Männer an, dass sie die Frauen, die sie für sexuelle Zwecke kaufen, nach den folgenden Kategorien von Ethnie/race auswählen, und zwar in der Reihenfolge von „am häufigs- ten“ bis „am seltensten“: deutsch, tschechisch, polnisch, ungarisch, russisch, österreichisch, skandinavisch, lateinamerikanisch, ukrainisch, slawisch, asiatisch, nordamerikanisch, türkisch, rumänisch, afrikanisch und bulgarisch. Aus dieser Liste der Präferenzen der Sexkäufer wird ersichtlich, dass die Männer die Frauen nach der Helligkeit/ Dunkelheit ihrer Haut auswählen und dabei eine rassistische Hierarchie bezüglich der Haut- farbe anwenden. In allen vier hier untersuchten Ländern (Deutschland, USA, Vereinigtes Königreich und Kambodscha) gibt es rassistische Kastensysteme, wie sie von Wilkerson (2020) beschrieben werden:

Ein Kastensystem ist „eine künstliche Konstruktion, eine feste und eingebettete Rangordnung menschlicher Wertigkeit, die die vermeintliche Überlegenheit einer Gruppe gegenüber der vermeintlichen Unterlegenheit anderer Gruppen auf der Grundlage von Abstammung und oft unveränderlichen Merkmalen festlegt, Merkmalen, die abstrakt gesehen neutral wären, denen aber in einer Hierarchie, die die dominante Kaste begünstigt, eine Bedeutung auf Leben und Tod zugeschrieben wird...“

Davidson (2003) machte bei einer Stichprobe indischer Sexkäufer eine ähnliche Beobachtung in Bezug auf Vorurteile aufgrund der Kastenzugehörigkeit/ethnischen Herkunft:
So setzten die Befragten in der Regel verschiedene Gruppen von Sexarbeiterinnen auf verschiedenen Stufen einer rassistischen ethnischen Hierarchie. In Delhi sahen die meisten Kunden dunkelhäutige Frauen und Mädchen aus der Nat-Bedia-Community am unteren Ende dieser Hierarchie, gefolgt von dunkelhäutigen einheimischen Sexarbeiterinnen und dann von hellhäutigeren nepalesischen Sexarbeiterinnen. Weiße europäische Sexarbeiterinnen standen an der Spitze der Hierarchie.

Quelle: Prostitution Research

Image by Gerd Altmann from Pixabay

Last modified onMonday, 19 December 2022 20:58
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