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Es ist erdrückende Armut, die Frauen in die Prostitution zwingt um zum Beispiel eine Tankfüllung oder Essen zu bezahlen

Mehrere zusammenwirkende Faktoren tragen zur sexuellen Aggression von Männern gegen Frauen bei, darunter der häufige Konsum von Pornografie. Mehrere zusammenwirkende Faktoren tragen zur sexuellen Aggression von Männern gegen Frauen bei, darunter der häufige Konsum von Pornografie.

Ist die Benutzung von Frauen in der Prostitution durch Männer mit sexueller Aggression gegenüber allen Frauen verbunden?

Anstatt dass Prostitution zu einem Rückgang von Vergewaltigungen führt, deuten die Ergebnisse dieser Studie eher auf das Gegenteil hin: Über sechs Länder hinweg fanden wir, dass die Häufigkeit, mit der Männer im vergangenen Jahr prostituierte Frauen aufsuchten, signifikant mit der Wahrscheinlichkeit einer Vergewaltigung korrelierte (r = 0,20, p<0,001). Sexkäufer, die häufiger für Sex bezahlten, gaben auch eher an, mehr sexuelle Übergriffe, einschließlich Vergewaltigungen, begangen zu haben. Häufigerer Sexkauf stand im Zusammenhang mit der Verwendung von Alkohol oder Drogen, um von einer Frau Sex zu bekommen (r = 0,09, p=0,018), der Androhung körperlicher Gewalt, um Sex zu bekommen (r = 0,11, p=0,004), der Ausübung körperlicher Gewalt, um Sex zu bekommen (r = 0,07, p=0,045), und der Androhung oder Aus- übung körperlicher Gewalt, um Anal- oder Oralsex zu bekommen (r = 0,09, p=0,016).

Wir analysierten auch weitere Variablen, die die Wahrscheinlichkeit sexueller Aggression bei deut- schen Sexkäufern erhöhen könnten, wie z. B. die Gesamtzahl der SexualpartnerInnen, die sie im Laufe ihres Lebens hatten. Wir führten eine lineare Regression durch und es zeigte sich, dass der erste Prädiktor, die Gesamtzahl der SexualpartnerInnen, signifikant mit sexueller Aggression zusammenhing, b = .04, p = .0244. Je höher die Gesamtzahl der SexualpartnerInnen war, die deutsche Sexkäufer im Laufe ihres Leben hatten, desto wahrscheinlicher war es, dass sie von sexuell aggressivem Verhalten, einschließlich Vergewaltigung, berichteten.

In derselben linearen Regression zeigte sich, dass eine Identifikation mit toxischer Männlichkeit nachweislich mit sexueller Aggression zusammenhing, b = .12, p < .0001. Die deutschen Sexkäufer, die bei unserer Erhebung zur Identifikation mit toxischer Männlichkeit die höchsten Werte erreichten, waren auch diejenigen mit der stärksten Neigung zu sexuell aggressivem Verhalten, einschließlich Vergewaltigung. Den gleichen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Identifikation mit toxischer Männlichkeit und sexueller Aggression fanden wir über alle sechs Länder hinweg (r=0,24, p<0,001).

Im zweiten Schritt der Regression kombinierten wir zwei Prädiktorvariablen. Die Gesamtzahl der SexualpartnerInnen in Kombination mit einer feindselig-maskulinen Identifizierung erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass ein Sexkäufer sexuelle Übergriffe, einschließlich Vergewaltigungen, begehen würde (b = .04, p = .0051). Je größer die Gesamtzahl der SexualpartnerInnen und je stärker ausgeprägt die feindselig-maskuline Identifizierung, desto eher berichteten deutsche Sexkäufer davon, sexuelle Übergriffe, einschließlich Vergewaltigungen, begangen zu haben.

Wir verwendeten ein zweites Maß für sexuelle Aggression - die selbst eingeschätzte Wahrscheinlichkeit, eine Vergewaltigung zu begehen. Es bestand eine hochsignifikante Korrelation zwischen der von deutschen Freiern selbst eingeschätzten Wahrscheinlichkeit, eine Vergewaltigung zu begehen und einer Identifikation mit toxischer Männlichkeit, r = .434, p < .0001. Die deutschen Sexkäufer, die in Bezug auf eine toxische Männlichkeit die höchsten Werte aufwiesen, gaben auch am häufigsten an, dass sie eine Vergewaltigung bege- hen würden, wenn sie sicher sein könnten, dass sie nicht erwischt würden. Über alle sechs Länder hinweg gaben Sexkäufer, die eine starke Identifikation mit toxischer Männlichkeit aufwiesen, eine höhere Wahrscheinlichkeit an, eine Vergewaltigung zu begehen (r = 0,30, p < 0,001).

Hat der Pornokonsum der Sexkäufer einen Einfluss auf Sexkauf oder anderes sexuell aggressives Verhalten?

Mehrere zusammenwirkende Faktoren tragen zur sexuellen Aggression von Männern gegen Frauen bei, darunter der häufige Konsum von Pornografie. Weitere Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit sexueller Aggression erhöhen, sind Promiskuität/unpersönlicher Sex, die Identifikation mit toxischer Männlichkeit, Gewalterfahrungen in der Familie, Narzissmus, Delinquenz im Jugendalter und eine Haltung, die Aggression befürwortet (Malamuth & Pitpitan, 2007; Malamuth & Hald, in press). In einer Studie zeigte sich, dass Soldaten, die wöchentlich Pornografie konsumieren, mit höherer Wahrscheinlichkeit zwischenmenschliche Gewalt begehen, selbst unter Berücksichtigung anderer Variablen wie Alter, ethnische Herkunft, Beziehungsstatus, Alkoholkonsum, Depression und PTBS (Beymer, Hill, Perry et al., 2021). Wenn der häufige Konsum von Pornografie mit einer unpersönlichen sexuellen Einstellung zusammenfällt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für unpersönliche Sexualkontakte (Tokunaga, 2018; Deogan, Jacobsson, Mannheimer & Björkenstam, 2021). Prostitution selbst kann als ein Beispiel für unpersönlichen Sex verstanden werden, und mindestens eine Studie untermauert diese Feststellung: wenn Männer schon einmal online nach SexpartnerInnen gesucht oder diese getroffen hatten und wenn sie außerdem häufig Pornografie konsumierten, war die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie Sex in der Prostitution kauften (Deogan et al., 2021). In der Schottland-Studie, die Teil dieser Forschungsarbeit war, fanden wir, dass die Männer, die am intensivsten Pornografie konsumierten, auch diejenigen waren, die am häufigsten Frauen in der Prostitution benutzten (Farley, Macleod, Anderson, & Golding, 2011).

In unserer Studie untersuchten wir den Konsum von Pornografie bei Sexkäufern und analysierten den Zusammenhang mit der Häufigkeit, mit der sie für Sex bezahlen, sowie mit verschiedenen Indikatoren für sexuelle Aggression. Wir fragten die Sexkäufer, wie oft sie sich Pornografie im Internet, in Videos, Fil- men und Zeitschriften ansehen. (Siehe Tabelle 21). Etwa die Hälfte der Sexkäufer (53 %) in sechs Ländern gab an, einmal pro Woche oder öfter Pornografie zu konsumieren. Auch etwa die Hälfte der deutschen Sexkäufer (55 %) gab an, wöchentlich oder öfter Pornografie zu konsumieren.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen häufigem Pornokonsum und dem Kauf von Sex?

Über alle sechs Länder hinweg fanden wir, dass diejenigen Sexkäufer, die einen häufigeren Pornokonsum an-gaben, auch dazu neigten, häufiger Sex zu kaufen (r=0.11, p=0.003).

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Pornokonsum und sexueller Übergriffigkeit?

Über alle sechs Länder hinweg, fanden wir einen signifikanten Zusammenhang zwischen wöchentlichem oder häufigerem Pornokonsum und sexuell übergriffigem Verhalten, einschließlich Vergewaltigung (r=0,15, p<0,001). Diejenigen Sexkäufer, die am häufigsten Pornografie konsumierten, berichteten eher von einer größeren Anzahl an sexuell übergriffigem Verhalten, einschließlich Vergewaltigungen. Sexkäufer, die an- gaben, mindestens einmal pro Woche oder häufiger Pornografie zu konsumieren, berichteten auch eher, dass sie eine Frau aufgrund ihres Sexualtriebs zum Sex zwangen (r = 0,15, p = 0,011), körperliche Gewalt anwandten, um Sex zu haben (r = 0,24, p = 0,013), und Drohungen oder körperliche Gewalt einsetzten, um eine Frau zu Anal- oder Oralsex zu bewegen (r = 0,35, p<0,001). Sexkäufer in Großbritannien, den USA und Schottland, die angaben, wöchentlich oder häufiger Pornografie zu konsumieren, gaben auch an, häufiger Drohungen und körperliche Gewalt anzuwenden, um Oral- oder Analsex zu erzwingen (r = 0,46, p = 0,006).
Welche Auswirkungen hat der häufige Konsum von Pornografie auf sexuelle Aggression bei Männern?

Es ist bekannt, dass die sexuelle Objektifizierung eine Vorstufe zur sexuellen Aggression ist (Dworkin, 2000; Gervais, 2014; Saez, 2022). Ein 55-jähriger Mann erklärte in einer Online-Selbsthilfegruppe die immer stär- ker werdende Objektifizierung von Frauen, die mit seinem Pornokonsum einherging.

„Wenn ich auf Pornos bin, scheinen die Gesichtsmerkmale einer Frau, ihr Dekolleté, ihre Beine usw. in meinem Gehirn in den Vordergrund zu treten. In einer Besprechung kann es vorkommen, dass ich die Lippen einer Frau bewundere, während sie spricht, anstatt zuzuhören, was sie sagt. Wenn ich eine Weile von den Pornos weg bin, erscheinen mir die Frauen wie normale Menschen... manchmal unordentlich, manchmal gut gekleidet, manche alt, manche jung, aber ich kann ihnen zuhören und sie betrachten, ohne sie zu objektifizieren und zu bewerten. Eine Frau nicht zu ob- jektifizieren und zu bewerten, scheint unmöglich, wenn ich Pornos konsumiere.“ (7891ascs, 2020)

Wie in diesem Bericht ausgeführt, ist die Objektifizierung häufig eine Vorstufe zu sexueller Gewalt. Der nachdenkliche Kommentar dieses Mannes kann als Bestätigung der Theorie betrachtet werden, dass Men- schen Verhaltensweisen erlernen, wenn sie die entsprechenden Verhaltensweisen bei anderen beobachten. Uns interessierte, welche sexuellen Handlungen die Männer in den von ihnen konsumierten Pornografien anschauten. Abbildung 1 zeigt den prozentualen Anteil der Sexkäufer aus drei Ländern, die angaben, dass sie diese spezifischen Arten von Sexualpraktiken in ihren Pornos angeschaut hatten. Die Befragten waren 96 deutsche Männer aus München und Karlsruhe, 133 kambodschanische Männer aus Phnom Penh und 101 US-amerikanische Männer aus Boston. Die meisten Männer (88 %) schauten sich Analsex an, drei Vier- tel (74 %) sahen sich Bukkake an (eine Gruppe von Männern ejakuliert gemeinsam auf das Gesicht einer Frau, die dabei in der Regel weint), und mehr als die Hälfte (58 %) sahen Anus-zu-Mund-Pornografie. 5 % der 330 Sexkäufer hatten Pornografie mit Sexualmorden gesehen.

Gesamtbewertung

Dieses sechs Länder überspannende Forschungsprojekt stellt neue Informationen über Männer, die Sex kaufen, zur Verfügung und zeigt uns Daten, die die üblichen weit verbreiteten Prostitutionsmythen wider- legen. Durch die Interviews mit 763 Sexkäufern stellten wir fest, dass die legale Prostitution diese nicht sicherer macht. Im Vergleich zu westlichen rechtlichen Ansätzen, in denen Prostitution illegal ist, gab es im Umfeld der legalen Prostitution in Deutschland mehr Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Aus- beutung und die Legalität verringerte nicht die Gewalt gegen Frauen. Die Beobachtungen der Sexkäufer zu Frauen unter der Kontrolle von Zuhältern und Menschenhändlern bestätigten bereits vorliegende Berichte durch Experten zum organisierten Verbrechen, denen zufolge das legale Geschäft mit dem Sex weitgehend von bandenmäßiger und organisierter Kriminalität bestimmt wird. Bei deutschen Sexkäufern war es un- wahrscheinlicher als bei solchen in anderen Ländern mit illegaler Prostitution, dass sie eine Anzeige wegen Menschenhandel erstatten. Sexkäufer in Deutschland legitimierten sexuelle Übergriffe auf Frauen in der Prostitution mit dem gefährlichen Mythos, Prostitution verhindere Vergewaltigung.
Die Sexkäufer in dieser Untersuchung zeigten viele der Einstellungen und Verhaltensweisen, die mit sexueller Gewalt in Verbindung stehen: eine selbst zugegebene Wahrscheinlichkeit des Begehens einer Ver- gewaltigung, eine Vorliebe für unpersönlichen Sex, die Billigung von Mythen zur Legitimierung von Ver- gewaltigung, höhere Identifikation mit toxischer Männlichkeit und ein Mangel an Empathie. Viele Sexkäu- fer glaubten, die Vergewaltigung einer prostituierten Frau sei nicht möglich. Obwohl sie sich der Schäden durch Prostitution, darunter Menschenhandel, bewusst waren, zeigten sie insgesamt Anzeichen von Men- schenhandel oder extremer Gewalt nicht bei den Behörden an.

Bedeutung dieser Untersuchung für den Umgang mit Prostitution

Prostitution ist eine Institution männlicher Vorherrschaft über Frauen, eine Institution rassistischer/eth- nischer Dominanz und eine Institution des Klassismus. In Staaten, die das Sexgewerbe legalisieren oder dominieren, ist die Prostitution eine staatlich garantierte Infrastruktur zur sexuellen Benutzung von Frauen durch Männer gegen eine Gebühr. Hinter der Prostitution steht die Vorstellung von Sex ohne Gegenseitig- keit, von einseitiger sexueller Befriedigung, in der die eine Person die andere entmenschlicht; sie muss psy- chisch nicht einmal anwesend sein (wie diese Sexkäufer genauso wie Prostitutionsüberlebende es festgestellt haben), da sie dissoziieren und geistig verschwinden kann und sich wie jemand völlig anderes verhalten kann. Feministinnen haben sich vehement gegen diese Art von aufgezwungenem Sex eingesetzt. Aber für viele bleibt der Sex in der Prostitution normalisiert und die Gesetze der meisten Länder bezeichnen ihn nicht einmal als Vergewaltigung. Es ist zutiefst beunruhigend zuzusehen, wie der eigene Staat oder die

eigene Region den entmenschlichten, dissoziierten Sex der Prostitution billigt und sogar bejubelt. In ihren Prostitutionsgesetzen, ihren Zugeständnissen an die Forderungen der Sexindustrie und ihrem Entgegen- kommen Männern gegenüber, die Sex als berechtigten Anspruch kaufen, richten Deutschland, die Nieder- lande, Neuseeland, Nevada/USA und andere Zuhälterstaaten weltweit eine klare Botschaft der Geringschät- zung an die Hälfte ihrer Bevölkerung.
Viele Deutsche geben sich der Fantasievorstellung hin, dass eine Legalisierung oder Reglementierung der Prostitution die ihr innewohnenden Menschenrechtsverletzungen beenden wird. Doch bürokratische Ansätze, Management, Regulierungen, Formulare der Gesundheitsvorsorge oder Kampagnen um aus Sex- käufern nette und Frauenrechte respektierende Männer zu machen – nichts daran hat das, was an Prosti- tution grundfalsch ist, verändert oder wird es verändern. Diejenigen, die Prostitution befürworten, haben völlig darin versagt zu erklären, wie sie Prostitution so „überwachen“ wollen, dass die Sicherheit der Frauen gewährleistet ist.

50 bis 90 Prozent der Prostituierten, so schätzte die Polizei, übten das Gewerbe nicht freiwillig aus.

Prostitutionsreglementierende Ansätze wurden versucht und haben versagt, so wie sie in den Niederlanden bereits als gescheitertes Experiment verstanden werden (Meyer, Neumann, Schmid, Truckendan- ner). JournalistInnen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel berichteten folgendes:

ihr Gesundheitszustand sei schlechter als zuvor, und immer mehr Huren seien drogenabhängig

Die Niederlande waren schon zwei Jahre vor Deutschland den Weg der gesetzlichen Regelung gegangen. Sowohl Justizministerium als auch Polizei dort räumen ein, es habe seither keine spürbaren Verbesserungen für die Prostituierten gegeben, ihr Gesundheitszustand sei schlechter als zuvor, und immer mehr Huren seien drogenabhängig. 50 bis 90 Prozent der Prostituierten, so schätzte die Polizei, übten das Gewerbe nicht freiwillig aus. (Der Spiegel, 22/2013)

Im gleichen Artikel sah der niederländische Sozialdemokrat Lodewijk Asscher die Legalisierung der Prostitution als „nationalen Irrtum“ an. In Deutschland gibt es heute eine Bewegung zur Veränderung, in der immer mehr Bürgerinnen und Bürger für einen abolitionistischen rechtlichen Ansatz eintreten.

Die Stimmen und Analysen von aus der Prostitution ausgestiegenen Überlebenden – denjenigen, die nicht mehr unter der Kontrolle eines Zuhälters oder des Gewerbes stehen – weisen uns auf die offensicht- liche rechtliche Lösung hin. Männer, die Sex kaufen, müssen für ihr Täterverhalten in Verantwortung genommen werden. Den Menschen in der Prostitution müssen echte Alternativen zum Überleben angeboten werden und es darf hier keine Verhaftungen geben. Zuhälter und Menschenhändler müssen ebenfalls zur Verantwortung gezogen werden. Viele Länder haben mit Erfolg Gesetze verabschiedet, in denen die Risiken und Schäden der Prostitution anerkannt werden und mit denen der rechtliche Schwerpunkt auf die Freier gelegt wird. Ein auf den Menschenrechten beruhender und abolitionistischer Ansatz zu Prostitution würde die Risiken für diejenigen in der Prostitution verringern und ihnen Alternativen anbieten. In diesen recht- lichen Ansätzen wird die Prostitution als eine institutionalisierte Praxis verstanden, die für die zur sexuellen Befriedigung gekaufte Person von Risiken durchzogen ist. Eine Reihe Länder hat Gesetze verabschiedet, die Prostitution als das Geschäft mit sexueller Ausbeutung einstufen: Schweden (1999), Island (2008), Nor- wegen (2009), Kanada (2014), die Region Nordirland (2015), Frankreich (2016), Irland (2017) und Israel (2018). In diesen Ländern werden die Käufer bestraft (so wie die Zuhälter und Menschenhändler), während Diejenigen in der Prostitution entkriminalisiert sind und ihnen außerdem Ausstiegsbegleitung und berufs- bildende Maßnahmen geboten werden. Wird Prostitution einmal als Form der Gewalt gegen Frauen verstanden, ergibt dieser rechtliche Ansatz Sinn.

Was bei den Gesetzen entlang dem Nordischen Modell absolut entscheidend ist, jedoch leider zu oft übergangen wird, ist die Bereitstellung von Unterstützungs- und Ausstiegsangeboten an Frauen, die dem Sexgewerbe entkommen wollen. Um Prostitution abzuschaffen muss den Frauen staatliche Unterstützung gewährt werden, damit sie sich nicht Zuhälter suchen müssen, damit diese ihnen für Prostitution Essen und Unterkunft gewähren. Das französische Gesetz zur Prostitution von 2016 folgte dem schwedischen Ansatz, dehnte ihn aber auf finanzielle Unterstützung für aussteigende Überlebende aus, so dass sie Zugang zu Unterkunft, Arbeit, Gesundheitsversorgung und langfristiger Ausstiegsbegleitung aus öffentlichen Mitteln zu ihrer „sozialen und beruflichen Integration“ bekommen (CAP 2017, S. 5-6). Das französische Gesetz bie- tet die Streichung von Steuerschulden und eine befristete Aufenthaltserlaubnis für ausländische Opfer der Prostitution, die (anders als zur Zeit in Schweden und in den USA) unabhängig von ihrer Mitwirkung bei der strafrechtlichen Verfolgung von Sexkäufern oder Menschenhändlern gilt. Die Anwendung der Gesetzte gegen das Sexgewerbe ist das wesentlichste Mittel in der Abschaffung dieses Gewerbes, wenn gleichzeitig die finanzielle Unterstützung für Frauen beim Entkommen aus der Prostitution rechtlich verbindlich fest- gelegt wird. Der Zugang zu diesen Ausstiegshilfen muss den Verhaftungen und strafrechtlichen Folgen für Zuhälter und Sexkäufer vorangehen.

Um Prostitution abzuschaffen muss den Frauen staatliche Unterstützung gewährt werden

Das Wissen von Sexkäufern über das Sexgewerbe wird derzeit von Strafverfolgungsbehörden kaum genutzt, obwohl es sehr wahrscheinlich wertvolle Informationen dazu beisteuern würde. Ausgehend von dem umfassenden Wissen der Sexkäufer zu Zuhältern, Zwangssituationen, Menschenhandel, organisier- tem Verbrechen und anderen Gewaltverbrechen gegen Frauen in der Prostitution wäre die Befragung von Sexkäufern zu diesen Vergehen für die Strafverfolgung sinnvoll. Das umfangreiche Wissen seitens der von uns interviewten Männer zu Menschenhandel in die Prostitution legt den Verfasserinnen dieses Berichts nahe, dass Strategien, die darauf ausgelegt sind, Informationen durch Freier zu erhalten bei Ermittlungen zu Menschenhandel erheblich angebrachter sind, als die ungerechte und weitgehend ineffektive Praxis der Be- fragung prostituierter Frauen, die oft unter der Kontrolle eines Zuhälters stehen und denen gegenüber mit extremer Gewalt für ihre mögliche Kooperation mit der Polizei gedroht wird. Bei einer Verhaftung wegen kriminalisierten Sexkaufs wären Freier höchst motiviert, mit den Behörden zu kooperieren und ihr weit- reichendes Wissen zu Zuhältern, Menschenhandelsnetzwerken sowie allgemeine Informationen über das Funktionieren des Menschenhandels für die Sexindustrie beizusteuern.

Die Existenz von Prostitution an sich ist der gesellschaftliche Verrat an Frauen, ganz besonders an den auf Grund ihres Geschlechts, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer Armut und ihrer Vorgeschichte an Misshandlung und Vernachlässigung marginalisierten und gefährdeten Frauen. Unser Ziel sollte es sein, die Prostitution abzuschaffen und nicht, sie zu regulieren oder zu bereinigen. Bis Gefährdungen beendet sind und Gleichstellung erreicht ist, werden Frauen weiterhin als letzte Möglichkeit an Überlebensstrategien in die Prostitution gehen. Es ist erdrückende Armut, die Frauen in die Prostitution zwingt um zum Beispiel eine Tankfüllung (Hardin, 2011) oder Essen (Bradenton Herald, 2012) zu bezahlen. Bis es eine Gleichstellung der Einkommen gibt und bis Flüchtende wegen der Klimakrise Unterstützung bekommen, werden arme Frauen durch Prostitution gefährdet bleiben.

Quelle: Prostitution Research

Image by Mohamed Hassan from Pixabay

Last modified onWednesday, 21 December 2022 11:12