Die Übergriffe in der Silvesternacht beschäftigen auch US-Medien.
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"Das bedeutet, dass Angela Merkel gehen muss"
Und trotz der zwischenzeitlichen Amtsenthebung des Kölner Polizeichefs "scheint die deutsche Regierung weiterhin stärker besorgt um die Überwachung der besorgten Einheimischen – zuletzt per Vereinbarung mit Facebook und Google zur Einschränkung von einwanderungskritischen Kommentaren – als mit der Überwachung der Zuwanderung".
Geschrieben ist das Stück von dem konservativen Autor Ross Douthat. Er gehört nicht der Redaktion der eher linken "New York Times" an, sondern ist einer ihrer Gastkolumnisten. Seine Stücke erscheinen darum auf der "Op-Ed"-Seite, was für "Opposite the Editorial Page" steht, also die Seite gegenüber den Kommentaren der Redaktion, den sogenannten Editorials".
Gefährlicher Männerüberschuss
Douthat verweist auf Warnungen, die Konservative auf beiden Seiten des Atlantik schon länger erheben: Muslimische Einwanderung bringt große Herausforderung mit sich, weil diese Gruppe schwer zu integrieren sei und die Gefahr einer Radikalisierung berge.
Gleichwohl hätten "eher apokalyptische Voraussagen" unter dem Stichwort "Eurabia" und "Massen-Islamisierung" übertrieben gewirkt. Mit dem aktuellen Zustrom "nicht von Zehntausenden, sondern eher von Hunderttausenden" Migranten, unter ihnen vor allem junge Männer unter 30 Jahren, bewege sich die Entwicklung jedoch in einer neuen Dimension. Unter Verweis auf eine aktuelle Studie der Wissenschaftlerin Valerie Hudson auf Politico.com warnt Douthat, dass Gesellschaften mit einem unausgeglichenen Geschlechterverhältnis und einem starken Überschuss an Männern "instabil" zu drohen werden.
Wer glaube, "dass eine alternde, säkularisierte, bislang weitgehend homogene Gesellschaft die Zuwanderung in einer solchen Größe und bei derartigen kulturellen Unterschieden mutmaßlich friedlich absorbieren wird, hat eine leuchtende Zukunft als Pressesprecher für die aktuelle deutsche Regierung. Aber er ist auch ein Narr. Derartige Transformationen lassen eine zunehmende Polarisierung zwischen Alteingesessenen und Neuankömmlingen erwarten."
Douthats Schlussfolgerung: "Das bedeutet, dass Angela Merkel gehen muss – damit ihr Land und der Kontinent, der es trägt, vermeiden kann, einen zu hohen Preis zu zahlen für ihre wohlmeinende Torheit."
Merkel als Vorbild
Die Redaktion der "New York Times" selbst beobachtet die Entwicklung hingegen optimistischer. Nur einen Tag zuvor erschien in dem Blatt ein (wie üblich nicht namentlich gezeichnetes) Editorial, in dem zwar die Flüchtlingspolitik Europas kritisiert, aber die Linie der Bundeskanzlerin gelobt wird. Weil sich in diesem Jahr die Zahl der Einwanderer von einer Million auf drei Millionen nochmals massiv erhöhen werde, müsse die EU "legale Wege für Einwanderung" schaffen, um den Zustrom besser zu kontrollieren und Menschenschmugglern das Geschäft zu verderben".
Daneben sei "die Verwundbarkeit weiblicher Flüchtlinge durch sexuellen Missbrauch" ein Problem. Zu den Kölner Übergriffen auf Frauen heißt es, der deutsche Innenminister habe gesagt, unter den mehr als 30 identifizierten Tätern seien 18 Asylsuchende – was richtig sein mag und die Dimension der Ereignisse dennoch verzerrt.
Das Schlusswort räumt die "New York Times" Merkel persönlich ein. Ihre Neujahrsbotschaft, laut der "der Zustrom und die Integration so vieler Menschen eine Chance für das Morgen" sei, solle "ganz Europa beherzigen".
Grenzfreies Europa hat einen Preis
Skeptischer ist das konservative "Wall Street Journal". Wähler, die bislang Europas freien Grenzverkehr innerhalb der Schengenzone begrüßten, "werden Kontrollen verlangen, wenn ihre Regierungen die Masseneinwanderung nicht bewältigen und Recht und Ordnung nicht garantieren können", hieß es in einem Kommentar am Donnerstag. Die Schlussfolgerung: Europa müsse mehr tun, um "Ordnung zu bringen in das politische Chaos von Libyen bis Afghanistan, das diese Flüchtlinge nach Europa lockt". Ein Europa ohne Grenzen sei weiterhin ein lohnenswerter Traum – "solange Europas Führer bereit sind, harte Anstrengungen zu unternehmen, um sein Absinken in einen Albtraum zu verhindern".
Die "Washington Post" analysierte, dass es auch in der eigenen Partei große Zweifel an Merkels "Wir schaffen das"-Losung gebe. Die Schlussfolgerung bereits im Dezember: Die Kanzlerin müsse "ihren Mut mit ihren politischen Fähigkeiten vermählen".
Quelle: Welt.de