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Trauma und Prostitution aus traumatherapeutischer Sicht

Um fremden Menschen die Penetration des eigenen Körpers zu ermöglichen, ist ein Abschalten natürlicher Phänomene erforderlich, die sonst unweigerlich wären Um fremden Menschen die Penetration des eigenen Körpers zu ermöglichen, ist ein Abschalten natürlicher Phänomene erforderlich, die sonst unweigerlich wären

Trauma und Prostitution aus traumatherapeutischer Sicht

Autor: Michaela Huber, Erfahrungen (aus Beratung und Psychotherapie ambulant und stationär)

Wer das Thema „Prostitution“ in der eigenen Biografie hat,

- War bereits als Kind bindungsstraumatisiert (Vernachlässigung, Verwahrlosung, Gewalt, Armut, psychisch bzw. Alkohol-kranke Eltern etc.)
- War als Kind bereits sexualisierter Gewalt ausgesetzt (durch nahe Bindungspersonen und/oder andere Jugendliche oder Erwachsene)
- War sehr oft schon von diesen wiederum anderen zur sexuellen Ausbeutung überlassen worden.
- Hat eine Geschichte von mangelndem Schutz und daraus folgend mangelndem Selbstschutz.

Prostitution: Den Körper verkaufen

- Um fremden Menschen die Penetration des eigenen Körpers zu ermöglichen, ist ein Abschalten natürlicher Phänomene erforderlich, die sonst unweigerlich wären:
- Angst, Scham, Fremdheit, Ekel, Verachtung und Selbstverurteilung. Alle Phänomene sind aber weiterhin innerlich vorhanden, nur (gelegentlich) „woanders“, und müssen häufig bewusst massiv abgewehrt werden.
- An die Stelle tritt: Gleichgültigkeit, Wut, Verhandeln, „sachliches“ Verständnis der Penetrationserfahrung, Umdefinieren der Handlungen in eine „Arbeit“ oder „Dienstleistung“.
- Die meisten Prostituierten haben bereits sehr früh, durch sexualisierte Gewalt als Kind, gelernt sich „abzuschalten“.

Was ist ein Trauma?

- Eine Wunde oder Verletzung.
- Der Begriff bezieht sich also nicht auf ein bestimmtes Ereignis, sondern auf dessen körperliche, seelische, geistige und soziale Folgen.
- Ein Trauma entsteht, wenn die integrative Kapazität des Gehirns überfordert ist.
- Dies zeigt sich u.a. in dissoziativen Reaktionen, affektiven Störungen und überdauernden Versuchen, sich dem Wieder-Aussetzen der traumatischen Erinnerung/Erfahrung zu entziehen. (s. Nijenhuis & Van der Hart, 2011)
- Aber: Viele Menschen suchen die Trauma-nahe Situation immer wieder auf, weil sie nicht (ausreichend) aus Erfahrung lernen! Schuld ist eine Aufspaltung zwischen Alltags-Ich und Trauma-nahen Zuständen.

Dissoziation – was ist das ?

Eine Unterbrechung der normalerweise integrativen Funktionen von

a) Bewusstsein (Trancezustände...);
b) Gedächtnis (Amnesien);
c) Körper- und Selbstwahrnehmung (Depersonalisation, z.B. Taubheitsgefühle, s. distanziert, wie im Film oder Traum fühlen);
d) Umgebungswahrnehmung (Derealisation, z.B. alles wie im Nebel; vertraute Orte wie fremd; Tunnelblick...);
e) Identität (Rollen-Spiel; Verwirrung, wer man ist; ich-dystone Verhaltenszustände werden als „außer sich sein“, „andere da innen“ oder andere „Personen“ wahrgenommen; „Viele-Sein“)

Zum Stress-Management: Stoffwechsel-Manipulationen

- Sucht (Alkohol, Drogen, Medikamente)
- Selbstverletzung (häufig v. außen nicht sichtbar)
Beides: Je früher eingesetzt, desto intensiver sind sie Teil der Persönlichkeit geworden und katapultieren den Organismus in eine andere Stoffwechsel-Lage
(Nora S.: „Ohne Alk könnte ich das gar nicht“)
Auch sich zu prostituieren, kann man als eine Art Selbstverletzung betrachten!

Auch sich zu prostituieren, kann man als eine Art Selbstverletzung betrachten!

Verachtung und Selbstverachtung

- Freier behandeln Prostituierte oft schlecht.
- Zunehmend möchten Freier bei S-M die sadistische Position einnehmen.
- Folge: Intensive Täterintrojekte bei der Prostituierten (sie verachtet sich selbst noch mehr, findet es geschehe ihr recht, sie schlecht zu behandeln....)
- Weitere Folgen: Mehr Sucht, mehr Selbstverletzung, schlechteres Selbstwertgefühl, Traumaschema: Ich sitze in der Falle, komme hier nicht mehr raus....

 Was tun? Grundregeln

- „Anderen kann ich was vormachen, aber mir selbst mache ich nichts mehr vor.“
- Aufrichtigkeit im mitmenschlichen und ggf. therapeutischen Kontakt.
- Ausstieg: Distanz zum Milieu und den Zuhältern herstellen, evtl. über Flucht(wohnung).
- Andere SIM-Karte, Email-Adresse, Konto etc.
- Sucht und SVV: Entzug und Ersatz durch freundlichere Selbstbehandlung, sobald äußere Sicherheit einigermaßen möglich ist. (Zug um Zug arbeiten!)
- Alternative Lebensperspektive erarbeiten!
- Anschließend: Anderen die Hand reichen und beim Ausstieg helfen!

Quelle: Michaela Huber (https://michaela-huber.com/wp-content/uploads/2021/03/trauma-und-prostitution-aus-traumatherapeutischer-sicht.pdf)

 

Last modified onFriday, 16 December 2022 22:43
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